Besinnung für Dezember und Januar

Ochs und Esel

Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Gemeinde,

bis zum letzten Jahr wohnten der Ochse und der Esel von der Titelseite in der Frankensteiner Straße. Sie haben dann den Weg in die Kirche gefunden und werden dort auch wieder sein, sobald es in diesem Jahr Weihnachten wird. Mit dem Kind in der Krippe liegend.

Aus dem vierten Jahrhundert stammt der erste Beleg, dass Ochs und Esel an der Krippe stehen. Sie knien. In der klassischen Weihnachtsgeschichte bei Lukas werden sie noch nicht erwähnt. Da wird auch kein Stall beschrieben, sondern nur eine „Krippe“ in der „Herberge“. Unsere inneren Bilder gehen schon immer ein Stück weiter. 700 Jahre vor der Geburt Jesu weissagte Prophet Jesaja: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn.“ Und so sind diese Tiere, die als blöd und störrisch verschrien sind, die treuesten Begleiter des Kindes in der Krippe. Im 7. Jahrhundert heißt es: „Sie beten an“.

Zuweilen erleben Menschen die Adventszeit als stressig. Und Weihnachten soll konfliktreich sein können. So wird der eine schnell ein Ochse, der andere ein Esel. Oder wir nennen andere so. Oder schlimmer.

Milano Sant‘Ambrogio Sarcofago di Stilicone (um 385 n. Chr.) Foto: Giovanni Dall‘Orto

Ochs und Esel

Es soll ein Fest der Liebe sein, das hören wir zwar, es dringt aber nicht ins eigene Herz vor. Ich finde es daher sehr schön, dass Ochs und Esel treue Begleiter des Kindes sind und uns so auch in den Momenten, in denen wir selbst oder andere sich wie Ochs oder Esel verhalten, an die Krippenszene denken können. Ochs und Esel zeigen uns, um was es geht: Ich bleibe „anbetend stehen“ – wie es in meinem Lieblingsweihnachtslied „Ich steh an deiner Krippen hier“ heißt.

Solange die Weihnachtszeit währt, werden Ochs und Esel in der Kirche bei der Krippe mit Kind sein. Und dann? Dann ziehen sie wieder ins Pfarrhaus um. Dort in den Eingangsbereich vor dem Gemeindebüro. Das Kind wird größer und passt dann nicht mehr in die Krippe. Ochs und Esel finden ihren Herrn nicht mehr direkt in der Krippe vor ihnen, sondern nur noch ihr Futter. Bis zum nächsten Einsatz – uns zur Erinnerung und Aufmunterung. Für das, worum es im Advent und an Weihnachten geht.

Ich wünsche Ihnen gute Vorbereitungen und Momente, die das Herz berühren. Seien Sie doch Ochs oder Esel im biblischen Sinn.

Herzlich, Ihr Jonas Bauer