Besinnung für Oktober und November

Altar

Foto: Gerhard Saedtler

Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Gemeinde,

zurück aus dem Urlaub Ende August war meine erste Amtshandlung eine Taufe. Das war eine große Freude und etwas Besonderes, denn es ist ja etwas Einmaliges im Leben. Schön so anzufangen, das zu begleiten!

Auch auf der Konfifreizeit Mitte September in Maria Einsiedel war Taufe das Leitthema. Und für 8 von den 55 Konfis aus ganz Eberstadt waren es schon deshalb besondere Tage, weil sie sich auf die eigene Taufe vorbereitet haben. Was könnte mein Taufspruch werden? Will ich Ja sagen? Die Taufen sind fürs nächste Jahr geplant. Auf eine Zusage hin, die ein Leben lang hält. Länger!

Als Fachterminus gibt es das Phänomen des Ritualstaus. Zu viel los im Leben und nicht alle Feste und nicht alle Rituale können gefeiert werden. Es findet sich nicht der richtige Zeitpunkt. So werden zuweilen auch Taufe und Trauung zusammen gefeiert – oder eine Trauung Jahre später, obwohl sie gefühlt längst vollzogen ist. Im Glauben wirkt der Segen Gottes auch so, aber es ist nun mal doch schön, ihn auch zugesprochen zu bekommen. Im Ritual. Bei einem Fest.

Auch Corona hat viele Rituale vereitelt. Und nun werden sie nachgeholt. Wohl auch ein Grund dafür, dass die Evangelische Kirche in Deutschland zu einer Initiative für Tauffeste aufgerufen hat. Der Bedarf ist da. Doch kommt es wirklich dazu, dass wir versäumte Feste und Rituale nachholen? Oder findet sich der richtige Augenblick dafür nicht? Es will ja so viel nachgeholt werden!

Für einen schon Vierjährigen sollte es nun endlich soweit sein. Sein Bruder, den wir auf dem Titelblatt sehen, ein gutes Jahr alt, der wurde auch getauft. Zwei Brüder zusammen. Während der Jüngere im Gottesdienst sich nach der Taufe dem Heiligen einfach direkt nähert, aufs Bild des Abendmahls ganz nah am Altar deutet, reift in dem Vierjährigen über das ganze Fest hinweg eine Haltung.

Im Auto nach dem Fest auf dem Heimweg sagte er: „Ich glaube jetzt an Gott.“ Etwas Besonderes im Leben so eine Taufe. Einmalig.

Die Idee, wie im Woog in Darmstadt, auch Taufen an der Modau hier in Eberstadt anzubieten, dazu kam es in den warmen Monaten in diesem Jahr noch nicht. Aber im nächsten machen wir das! Vielleicht wäre das für manche eine Gelegenheit zu feiern?

Eine Initiative der EKD trägt nur, wenn wir alle sie gestalten. Wir fragen, wie war der Urlaub? Wir fragen, wie war das Wochenende? Wir könnten aber einander auch mal fragen, was weißt Du von Deiner Taufe? Was bedeutet sie Dir? Das könnte zu einem besonderen Gespräch führen, so wie es die Konfis auch erlebt haben in den Kleingruppen auf der Freizeit. Vielleicht ist das Gespräch
auch schnell vorbei. Ich bin gar nicht getauft! Aber gerade so könnte es dazu kommen, dass doch Fragen in Gang kommen nach dem großen Ganzen. Dazu braucht es Kirche und Taufe nicht unbedingt. Aber eben doch Gemeinschaft und zuweilen ein Fest. Ein Ritual. Es ist schön, sich das große Ja Gottes zusprechen zu lassen.

Und vielleicht führt Ihre Frage auch dazu, dass der eine oder die andere als Erwachsener überlegt, wie das wäre, getauft zu sein. Es ist eine Zusage, die trägt. Und ein einmaliges Fest. Das sollte nicht verpasst werden. Und kann jederzeit vollzogen werden. So wie von einem Straßenjungen aus Rio erzählt wird. Er wünscht sich die Taufe.Wo? Na, wo schon! Auf der Straße, wo er zuhause ist in der großen weiten Welt Gottes.

Mit Wunsch um Segen für Ihren Herbst,

Ihr Jonas Bauer